Saubere Arbeit durch Staubschutz

Artikel von Michael Henke zum Thema Staubschutz durch Luftsteuerung

Beim Schneiden größerer Fensterausschnitte stellte sich Herbert Jücker erstmals die Frage, ob sich diese Arbeiten nicht ausführen lassen, ohne dass sich überall Staub verteilt und absetzt. Er begann nachzuforschen und entwickelte einen Staubschutz, der auf dem sogenannten Dust Guide und vier Prinzipien basiert.

Jede Geschichte hat einen Anfang. Doch wo beginnt diese, die wir ihnen hier erzählen wollen? Ist es die Anfrage eines Fensterbauers den Wandausschnitt zu vergrößern, um eine große Terrassentür einzubauen? Ich denke, wir müssen früher anfangen. Diese Geschichte beginnt mit dem Wunsch zu zeigen, dass das Bauhandwerk viel, viel mehr kann, als ihm im Alltag eines Hochbauunternehmens abgefordert wird. Derjenige, den dieser Wunsch 2012 dazu treibt, in Selm seine eigene Firma zu gründen, ist Maurermeister Herbert Jücker (Abb 1). Er setzt sich zum Ziel, die besonderen und komplizierten Aufträge zu suchen und gute Lösungen für die Probleme zu finden, die sich bei der Ausführung der Arbeiten stellen.
Jücker beginnt mit einem Mitarbeiter, hat aber schon die Perspektive, wie es sein soll, wenn sein Unternehmen wächst: seine Mitarbeiter sollen top mit den benötigten Geräten ausgestattet sein, sie sollen regelmäßig geschult werden, zum Beispiel den SIVV-Schein machen, und sie sollen in die Ausrichtung des Unternehmens einbezogen werden. Diesen drei Prinzipien folgt er bis heute konsequent, auch wenn dies in der Anfangszeit Investitionen bedeutet hat, denen zunächst einmal nur die Erwartung gegenüberstand, dass sie sie sich in künftigen Aufträgen amortisieren. Heute hat er zwölf gewerbliche Mitarbeiter, davon vier Auszubildende, und drei im Büro. Sie können aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausbildungen im Maurer-, Stuckateurs- sowie Holz- und Bautenschutz-Handwerk Komplettsanierungen aus einer Hand anbieten. Ein weiterer Schwerpunkt sind nachträgliche auf die jeweilige Situation angepasste Bauwerks- und Kellerabdichtungen. Aber kommen wir zurück zur Anfrage des Fensterbauers. Sie ist zwar nicht der Anfang dieser Geschichte, aber eine wichtige Wegmarke für die Entwicklung einer der Spezialitäten der Bauunternehmung Herbert Jücker: der Staubschutz. Jücker erkundigte sich beim Fensterbauer nach dem üblichen Vorgehen und fragte sich, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, die Räume vor dem anfallenden Staub zu schützen und damit dem Bauherrn das Auslagern oder Abdecken des Inventars und aufwendige Reinigungsarbeiten zu ersparen.

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Abb. 2: Wassergeführte Schneidmaschinen setzt Jücker dort, wo es geht, im Rahmen seines
Staubschutz-Konzeptes ein. Durch das Zuspritzen von Wasser an der Schnittstelle sinkt der entstehende Staub im Arbeitsbereich ab und verteilt sich nicht in der Umgebung. Abb.: Herbert Jücker Bauunternehmung

Eine erste Lösung fand er in wassergeführten Schneidmaschinen (Abb. 2). Eine Düse spritzt bei diesen Geräten Wasser an die Schnittstelle, das den Staub bindet. Er sinkt im Arbeitsbereich ab und verteilt sich nicht in der Umgebung. Außerdem kam Jücker auf die Idee, eine Dämmstoffplatte von innen hinter den abzutrennenden Wandbereich zu stellen. Die Maschine schneidet beim Trennen der Wandbaustoffe von außen in die obere Dämmstoffschicht. Diese schützt zusätzlich davor, dass Reststaub und Dreck in den Innenraum gelangen.
Aus diesen ersten positiven Erfahrungen, die weitere Anfragen und Aufträge nach sich zogen, entwickelte Jücker eines der Grundprinzipien, nach denen er immer noch vorgeht: möglichst dafür zu sorgen, dass der Staub den Arbeitsbereich nicht verlassen kann. Wassergeführte Schneidmaschinen sind beim Staubabfangen nach Jückers Erfahrung effektiver als Geräte mit direkter Staubabsaugung und sollten daher bevorzugt eingesetzt werden, wenn es möglich ist.

Etwas Entscheidendes fehlte

Gelöst sah Jücker das Problem des Staubschutzes damit aber noch nicht. Deshalb suchte er auf der Deubau 2014 in Essen Kontakt zu Anbietern von Geräten zur Staubabsaugung und Luftreinhaltung, ließ sich beraten, diskutierte und investierte, um schließlich festzustellen, dass etwas fehlte. Jücker findet hierfür das Bild des Straßenverkehrs: „Es ist so, als bekäme man gezeigt, wie man ein Auto fährt, aber nicht, was zu beachten ist, wenn man sich damit im Straßenverkehr in verschiedenen Situationen bewegt.“
Übersetzt bedeutet dies, dass die Hersteller zwar erklären und zeigen, wie man die Luftreinhaltungsgeräte bedient und steuert, aber nicht, wie man diese auf den unterschiedlichen Baustellen so einrichtet, dass der Staub nicht in die Bereiche gelangt, die staubfrei bleiben sollen.

Abb. 3: Die Staubschutzwände, die den Arbeitsbereich
abtrennen, sollten beim luftgeführten Staubschutz keinesfalls dicht, sondern offenporig sein, damit
Frischluft nachströmen kann. Abb.: Herbert Jücker Bauunternehmung

Jücker begann daher, selbst Erfahrungen damit zu machen, wie man den Staubschutz durch Luftführung auf unterschiedlichen Baustellen einrichten kann. Er stellte fest, dass es besser ist, leistungsstarke Ventilatoren mit einem Durchlauf des 20-fachen Raumvolumens pro Stunde zu verwenden und diese herunter zu regulieren als Geräte mit nur geringer maximaler Leistung. Sie bieten mehr Spielraum und sind fehlertoleranter, zum Beispiel, wenn im Gebäude ein Fenster geöffnet wird und die Leistung deshalb abrupt abfällt.
Die Staubschutzwände, die den Arbeitsbereich abtrennen, sollten keinesfalls dicht, sondern offenporig sein, damit Frischluft nachströmen kann (Abb. 3). Sie haben darüber hinaus eine wichtige Funktion, um die Lüftungsgeräte einzuregulieren. Die Mitarbeiter können allein an der Wölbung der Staubschutzwand optisch erkennen, wann der Druckaufbau im Arbeitsbereich ausreichend ist. Die Luftströmung sollte aber nicht zu stark sein, um keine sedimentierten Partikel zu mobilisieren.

Vier Prinzipien für luftgeführten Staubschutz nutzen

Insgesamt sind es vier Prinzipien, die Jücker für seinen luftgeführten Staubschutz nutzt:

  • das Durchzugsverfahren,
  • das Überdruckverfahren,
  • das Unterdruckverfahren und
  • die Kombination aus Über- und Unterdruckverfahren

Das Durchzugverfahren ist sehr effektiv und kostengünstig. Der Arbeitsbereich, zum Beispiel ein Keller, dessen Außenwände eine Innenabdichtung erhalten sollen, wird hierfür nicht abgetrennt. Es wird eine gerichtete Luftströmung erzeugt, die anfallenden Staub aufnimmt und über einen ausreichend dimensionierten Schlauch durch einen Auslass nach draußen transportiert (offener Staubschutz). Die Frischluft wird zum Beispiel über die Kellertreppe angesaugt. Wichtig ist, dass die Druckverhältnisse und damit die Luftströmung durchgehend konstant bleiben und nicht durch Öffnen eines Fensters abfallen.
Beim Überdruckverfahren wird in den Bereich, der staubfrei bleiben soll, Luft eingeleitet. Er wird damit unter einen ausreichenden Druck gesetzt, damit die leichten Staubpartikel nicht in den Bereich eindringen können, sondern in die entgegengesetzte Richtung transportiert werden. Beim Unterdruckverfahren werden die Staubpartikel von den Geräten angesaugt und ausgefiltert, die gereinigte Luft strömt in den sauberen Bereich (geschlossenes Verfahren). Nur bei diesem Verfahren können auch Geräte mit Nassfiltern eingesetzt werden, die allerdings die Luft mit Feuchtigkeit anreichern. Ein Vorteil des Unterdruckverfahrens besteht darin, dass bei stark staubenden Schleif-, Trennoder Stemmarbeiten der Schlauch der Luftführung (Ø ca. 30 bis 35 cm) an den Arbeitsbereich gehalten werden kann, um die Staubabsaugung am Gerät zu unterstützen (Abb. 4).

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Abb. 4: Beim Unterdruckverfahren kann der
Schlauch der Luftführung an den Arbeitsbereich gehalten werden, um die Staubabsaugung am Gerät zu unterstützen. Abb.: Herbert Jücker Bauunternehmung

Über- und Unterdruckverfahren können auch miteinander kombiniert werden, zum Beispiel indem besonders schützenswerte Gegenstände und Bereiche abgehängt und in ihnen ein Unterdruck erzeugt wird, während im eigentlichen Arbeitsbereich ein Unterdruck angelegt wird.
Um den luftgeführten Staubschutz und die benötigten Geräte festzulegen, sind die Bedingungen vor Ort zu beurteilen. Wie groß sind der Arbeits- und der zu schützende Bereich? Wie leistungsfähig müssen daher die Geräte sein? Wie staubempfindlich ist die zu schützende Einrichtung, zum Beispiel ein Server-Raum oder Operationssaal?
Gibt es unkontrollierte Luftströmungen, zum Beispiel durch abgehängte Decken oder Öffnungen, die in die Planung einbezogen werden müssen?

Staubschutz kalkulierbar machen

In vielen Fällen kann Staubschutz dem Auftraggeber Geld sparen, zum Beispiel weil das Freiräumen und Auslagern von Gegenständen, Abklebearbeiten oder unter Umständen auch das Aufbauen von Gerüsten entfallen können (Abb. 5). Zum Tragen kommt dies besonders in sensiblen Bereichen wie Museen, Krankenhäusern, Altenheimen und Serverräumen.
Jücker war es daher auch ein Anliegen, den von ihm angebotenen Staubschutz kalkulierbar zu machen, damit der Aufwand und Nutzen von Planern, Architekten oder anderen Handwerkern nachvollzogen werden kann. Die Kosten bewegen sich je nach Aufwand und eingesetzten Verfahren zwischen 3 und 200 Euro pro Quadratmeter Arbeitsbereich.

Anfragen kommen aus ganz Deutschland

Um zu zeigen, wie die Staubschutzverfahren funktionieren und diese populärer zu machen, hat Jücker zwei Videos erstellen lassen. Sie sind innerhalb von zwei Jahren mittlerweile über 70.000-mal aufgerufen worden. Anfragen aus ganz Deutschland erreichen das Unternehmen, auch mit der Bitte andere Unternehmen zu nennen, die einen ähnlichen Staubschutz installieren können. Doch da muss Jücker bislang passen. Ihm ist niemand bekannt, der Vergleichbares anbietet.

Ende offen

Das war der Anfang der Geschichte. Das Ende ist noch offen. Wie wird sich die Herbert Jücker Bauunternehmung mit ihrer Ausrichtung entwickeln? Und wird der „luftgeführte Staubschutz“ als Umgebungsschutz weitere Kreise ziehen und Nachahmer finden?

Abschließend noch ein Hinweis: Das vorgestellte Verfahren wird in „Graubereichen“ eingesetzt. Für „Schwarzbereiche“ sind sie in der vorgestellten Form nicht geeignet.

Weitere Informationen. Hier zwei kurze Videofilme, die den Staubschutz beim Fensteraustausch und beim Wandabbruch veranschaulichen:

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